Mutmaßlicher Rechtsterrorist aus Spangenberg für CDU aktiv

Wie gestern durch verschiedene Medienberichte bekannt geworden ist, sitzt ein 20-jähriger aus Spangenberg bereits seit Mitte September wegen der Vorbereitung einer „schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz in Untersuchungshaft. Bei dem Verhafteten handelt es sich um Marvin Euhus, der mit seiner Familie in Spangenberg wohnt und eine Ausbildung zum Tischler macht. Bei der Durchsuchung fanden Ermittler:innen der Polizei nach eigenen Angaben zahlreiche Sprengkörper und ein selbstgeschriebenes, rassistisches Manifest, in welchem er einen Rassenkrieg herbeiphantasiert.

Besonders spannend: Euhus, der mit seiner Familie aus Chemnitz nach Spangenberg gezogen sein soll, engagierte sich auf lokaler Ebene für die CDU. Dort schien er mit seiner Weltanschauung offenbar nicht anzuecken. So trat er für die Partei im März 2021 bei der Kommunalwahlen an. Für die Stadtverordnetenwahl in Spangenberg kandidierte er auf Listenplatz 14, für den Ortsbeirat wählte ihn die CDU auf Listenplatz 4.

 

Die Spangenberger CDU bemüht sich derweil um Schadensbegrenzung, sie weiß wahrscheinlich schon seit der Inhaftierung im September um den Fall. Während die Kandidatenvorstellung von Euhus auf dem Facebook-Account der CDU Spangenberg gelöscht wurde, taucht er zumindest auf der Website der Partei an einer Stelle noch auf. Nach der Hausdurchsuchung kurz vor der Bundestagswahl erscheint das nicht besonders verwunderlich: Einen mutmaßlichen rassistischen Bombenbauer als Kandidaten für die Kommunalwahl aufgestellt zu haben, ist wahrlich keine gute Wahlwerbung.¹ Trotzdem fragt sich, mit welchem politischen Kalkül Staatsanwaltschaft und Ermittlungsbehörden den Vorfall zwei Monate lang ‚geheim‘ halten, während bspw. die Verhaftung von Lina in aller Öffentlichkeit breitgetreten wurde.

Auch über die konkreten Funde bei der Durchsuchung im September gibt sich die Staatsanwaltschaft eher zugeknöpft. Zwar heißt es, die Polizei habe „600 selbstgebaute Kleinsprengkörper sowie sechs Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen“ gefunden, was genau das bedeuten soll, bleibt unklar und lässt viel Interpretationsspielraum. Schließlich werden schon mal in Deutschland nicht zugelassene Böller aus dem europäischen Ausland als vermeintliche „Sprengstofffunde“ verkauft. Die tatsächliche Gefährlichkeit des Inhaftierten lässt sich auf der Grundlage wohl kaum beurteilen.

Trotzdem gilt es die, die mögliche Gefahr ernst zu nehmen. Nicht zuletzt die Geschichte des Attentäters von Halle zeigt, dass auch für Rechte in Deutschland das Modell der Radikalisierung zu Hause im Austausch mit Gleichgesinnten über das Internet funktioniert und die Grundlage für reale Anschläge bilden kann.

 


1) Ergänzung, 13.11.2021: An der Stelle hatte es zuvor geheißen, „Einen mutmaßlichen rassistischen Bombenbauer in der Partei zu haben (…)“. Die CDU Spangenberg erklärte noch am Freitag in einer kurzen Stellungnahme auf ihrer Website, dass sich Marvin Euhus als „parteiungebundener Kandidat, also als freier Bewerber“ auf ihrer Liste für die Kommunalwahl hat aufstellen lassen. Wir haben den entsprechenden Satz angepasst,