Update: Querdenken in Kassel

Seit einigen Wochen erfährt die bundesweite Querdenken- und Coronaleugnerszene einen erneuten Aufwind. Davon profitiert auch der Ableger in Kassel.

Die Kundgebungen der Kasseler Querdenker und Coronaleugner finden derzeit alle vierzehn Tage samstags statt. Die letzten beiden Kundgebungen, waren wieder vergleichsweise gut besucht. Am 27.11.2021 kamen etwa 300 Personen zum Kasseler Rathaus und am 11.12.2021 versammelten sich erneut etwa 250 Personen vor dem Kasseler Hauptbahnhof. Der immer freitags stattfindende Autokorso der Kasseler Querdenker war dagegen zuletzt mit ca. 20 PKW nicht außergewöhnlich groß.

Querdenken-Kundgebung am 27.11. in Kassel (Quelle: Pixelarchiv)

Unter die Querdenker und Coronaleugner mischt sich auch die Kasseler AfD. Deren Anhänger und Funktionäre treten bei den Protesten allerdings nach wie vor nicht erkennbar als AfD-Zusammenhang auf und verzichten auf eindeutige Banner, Schilder oder Flaggen. Das passt durchaus in die bisher feststellbare Strategie der Kasseler AfD, möglichst unter dem Radar zu bleiben, um wenig Angriffsfläche zu bieten und keinen Gegenprotest zu provozieren.

Neben weiteren Anhängern der AfD nahmen an der Kundgebung am 21. November Christian Riethmüller aus Lohfelden, Kandidat der Kommunalwahl 2021, und der ehemalige Stadtverodnete Gerhard Gerlach aus Kassel teil. Zur Kundgebung am 11. Dezember kamen u.a. die gegenwärtige Stadtverodneten Michael Moses-Meil und Norbert Hansmann. Die Direktkandidatin der Kasseler AfD für die Bundestagswahl 2021, Sybille Johst, besuchte beide Versammlungen. Mittlerweile erwecken die anwesenden AfD’ler durchaus den Eindruck, gut mit den Organisator:innen bekannt und mehr in die Proteste involviert zu sein.

Neonazis und Faschisten zeigen sich bei den Veranstaltungen wenige und spielen insgesamt bisher keine große Rolle, obwohl über neonazistische social media-Kanäle immerhin vereinzelt dazu aufgerufen wurde, an den Protesten teilzunehmen. Die bisher vergleichsweise gemäßigte Linie der Organisatoren und deren Abgrenzungsbeteuerungen nach rechts scheinen derzeit in die radikale Rechte keine große Mobiliserungskraft zu haben. Gleichzeitig weisen die Kundgebungen bisher wenig Dynamik auf, was sie wohl auch für eher aktionsorientierte Rechte nicht besonders attraktiv macht.

Trotzdem, das hat spätestens die große Querdenken-Demo am 20. März in Kassel bewiesen, sind auch die Teilnehmer, die keine Neonazis sind, zum Teil gewaltbereit, wenn sie mit Gegenprotest konfrontiert sind. Kleinere Handgemenge gab es zuletzt auch am Rande des Autokorsos.

Wir gehen davon aus, dass die Proteste der Kasseler Querdenker und Coronaleugner analog zu den weiteren Verschärfungen der Maßnahmen der Regierung, wie z.B. die angekündigte Impfpflicht, vorerst weiteren Zulauf haben werden. Gleichzeitig profitiert der Kasseler Ableger, wie schon in Zeiten von KAGIDA, von den Bildern der erfolgreichen Mobilisierungen u.a. in Ostdeutschland, aber auch in Österreich.