Antifaschistische Recherchebroschüre gegen die Burschenschaft Germania Kassel
Inhalt
Die Studentenverbindung Germania Kassel ist als einzige Burschenschaft Kassels glücklicherweise allein auf weiter Flur. Dennoch ist sie wie andere Burschenschaften des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ politisch in der neonazistischen und völkischen Rechten angesiedelt. Seit der letzten öffentlichen Aufmerksamkeit sind einige Jahre vergangen, daher richten wir erneut 2021 einen antifaschistischen Blick auf die Entwicklungen in der Wolfsangerstraße 98 in Kassel.
Es zeigt sich: Die Burschenschaft ist weiterhin eine Institution der rechten Szene in Kassel und verfügt über ein nicht zu unterschätzendes Potential an Aktivisten. Ihre Mitglieder waren und sind dabei häufig über die Burschenschaft hinaus in relevanten rechten Stukturen, darunter dem militanten Neonazismus, aktiv. Gleichzeitig bekleiden die sogenannten Alten Herren der Burschenschaft nach ihrer Studienzeit gesellschaftliche Positionen als Professoren, Schuldirektoren, Lehrer, Reservisten und in einem Fall sogar stellvertreten ürgermeister. Ein Grund mehr für uns über die Burschenschaft Germania und die neonazistischen Aktivitäten ihrer Mitglieder aufzuklären.
1. Die Struktur der Burschenschaft Germania Kassel
Die Burschenschaft Germania Kassel ging am 4. Dezember 1985 aus der Vereinigung Alter Burschenschafter Kassel (VAB) hervor. Die Burschenschaft kann auf einige konkrete Ressourcen zurückgreifen. So befindet sich die sogenannte Konstante, also das Haus mit den Gemeinschaftsräumen der Burschenschaft, in der Wolfsangerstraße 98. Das Haus wird seit 1989 vom Hausverein „Dr.-Engelhard-Heins-Gesellschaft für Studentenwohnheime Kassel-Wolfsanger e.V.“ (früher: Gesellschaft Germanenhaus e.V.) unterhalten und ist der Dreh- und Angelpunkt aller Aktivitäten. Dort finden die monatlichen Treffen, Trinkgelage, Feste, Fechtduelle und Vortragsveranstaltungen statt das Haus dient als Aufenthaltsraum für die Burschenschafter. Weiter existiert ein sogenannter Altherrenverein der Burschenschaft.
Das gegenüberliegende Wohnhaus mit 11 Parteien, die Wolfsangerstraße 95, wird ebenfalls vom Hausverein unterhalten. Auch wenn dort nicht ausschließlich Mitglieder der Verbindung wohnen, kann immer wieder eine Nähe zwischen den Mieter*innen und der Burschenschaft festgestellt werden. Bewohner der Hausnummer 95 sind immer wieder zusammen mit den Burschenschaftern in der Öffentlichkeit aufgefallen. Weiterhin ist zu beobachten, dass die Wolfsangerstraße 95 bei größeren Veranstaltungen der Burschenschaft Germania als Schlafplatz für die Gäste des Hauses genutzt wird. Die Wolfsangerstraße 95 ist dementsprechend als Teil der burschenschaftlichen Infrastruktur anzusehen.
Seit 1991 ist in dem bundesweiten Deutsche Burschenschaft (DB) organisiert. Sie versteht sich grundsätzlich als Männerbund auf Lebenszeit und ist pflichtschlagend. Unnötig zu erwähnen: In jedem politischen Flügelkampf der DB stand die Germania Kassel auf Seiten der völkischeren Abspaltung – wie beim sogenannten „Arierantrag“ auf dem Burschentag 2011, welcher von der Kasseler Germania unterstützt wurde.
2. Politisches Wirken der Burschenschaft Germania
Die Öffentlichkeitsarbeit der Burschenschaft beschränkt sich im Jahr 2021 auf ein kaum genutztes Facebookprofil, einen aktiven Instagram-Account sowie eine Website. Semesterprogramme und Veranstaltungsankündigungen finden dagegen ausschließlich intern Verwendung, eine Vorsichtsmaßnahme gegenüber unliebsamen politischen Gegnern.
In sozialen Medien wird sich klar völkisch und neonazistisch positioniert: Rassistische Sharepics und Runenromantik bestimmen das Bild. Die Likes der Burschenschaft bestätigen dieses Bild: Neben dem Neonaziillustrierten „Werk Kodex“ von NPD-Kader Thorsten Heise, dem Nazi-Meme-Channel „Deutsche Weltanschauung“ wird noch dem AfDler Björn Höcke gefolgt. Interaktionen im Social Media bilden immer wieder das Who-is-who der Kasseler Neonaziszene ab.
Die internen Burschungs- und Semestervorträge drehen sich auch um unpolitische Themen wie die Herstellung von Honig oder sogenannte Heimatvorträge. Inhaltliche Veranstaltungen sind selten und werden ebenfalls nur intern beworben, stellen dann aber umso stärker den Bezug zur neonazistischen Rechten her. Die letzte öffentlich beworbene Vortragsveranstaltung fand 2018 unter Protest mit dem Szeneanwalt und Marburger Burschenschafter Björn Clemens statt. Clemens vertritt seit Jahren Terrorhelfer vor Gerichtnter anderem den NSU Unterstützer André Eminger und den nicht verurteilten Kasseler Rechtsterroristen Markus Hartmann, Unterstützer des Lübcke-Mörders Stephan Ernst.
Der völkische Kurs geht nach außen aber mit mäßigem Erfolg einher. Der Neonazismus drängt die Burschenschaft in die Klandestinität. Jenseits ihres Hauses in der Wolfsangerstraße 98 wirkt der Männerbund höchstens mit sporadischen Aufklebern an der Universität Intern bildet die Burschenschaft jedoch eine der letzten Konstanten neonazistischer Politik in Kassel. Die Neuzugänge der Burschenschaft sind meist schon politisiert: Junge Rechte finden fast automatisch ihren Weg zur Germania und finden dort eine halbwegs attraktive Lebenswelt wieder.
So besteht das politische Wirken der Burschenschaft auch weniger in ihrer eigenen Agitation, als in ihrem stabilisierenden Moment für die rechte Szene. Während freie Kameradschaften kamen und gingen, blieb die Germania und ihre Infrastruktur in Kassel. Sie ist der Treffpunkt für mehrere Generationen rechter Szene und zugleich ihr Rekrutierungsort. Aktive Politik machen die Mitglieder der Germania dann aber häufig anderswo: Beispielsweise im völkischen Flügel der AfD, Identitärer Bewegung oder sie bleiben in Kameradschaften und Neonazi-Parteien aktiv.
3. Rechte Umtriebe der Burschenschaft Germania Kassel
Die Burschenschaft Germania Kassel ist eine Gruppe von rechten Aktivisten. Funktionäre und Aktivisten von AfD, NPD, Identitären und Kameradschaften geben sich hier die Klinke in die Hand. Folgend eine Zusammenfassung einiger rechter Umtriebe in der Burschenschaft.
Seit 1985: Ein faschistisches Aufbauprojekt
Die Germania hatte seit ihrer Gründung 1985 nie Berührungsängste zu den verschiedenen faschistischen Parteien. Dafür gibt es eine Reihe an Belegen: Schon im November 1992 fiel sie durch eine Veranstaltung mit dem Neonazi-Liedermacher Frank Rennicke auf. Die Veranstaltung fand im damals neuen Haus der Germania im Stadteil Wolfsanger statt, welches 4 Jahre nach der Gründung der Burschenschaft 1989 erworben wurde und seitdem als Verbindungshaus fungiert. Auf dem Konzert des Nazibarden Rennicke im Germanenhaus war damals Björn Breitenfeld, seines Zeichen Funktionär der 1992 verbotenen Partei Nationalistische Front, im Braunhemd erschienen und applaudierte mit „Juda verrecke“. Ebenfalls anwesend waren die beiden Kasseler Nazifunktionäre der seit 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) Dirk Winkel und Markus Eckel, die sich mit „deutschen Gruß“ bzw. „Sieg Heil“ ins Gästebuch eintrugen.
Am 19.11.2004 referierte der NPD-Funktionär Jürgen Rieger, verurteilter Holocaustleugner, bei den Burschen über das Thema „Germanischer Glaube in unserer Zeit“. In diesem Zusammenhang ermittelte auch die Kasseler Staatsanwaltschaft, da Rieger auf dem Vortrag im Germanenhaus den nationalsozialistischen Massenmord an Sinti*zze und Rom*nja geleugnet haben soll. Im weiteren Verlauf wurde dem Trägerverein der Germania durch das Finanzamt Kassel die Gemeinnützigkeit aberkannt. Der Vortrag des damaligen Naziführers Rieger auf dem Haus der Germanen ist nicht überraschend, wurde doch schon der Gründer der Germania, Dr. Engelhard Heins, von ihm als Kontaktanwalt zu Kassel geführt.
Schon zu Beginn lässt sich also feststellen, dass das burschenschaftliche Aufbauprojekt der Germania in die damalige neonazistische Szene in Kassel bestens integriert war. Dies erklärt auch weshalb sich später immer wieder zahlreiche Überschneidungen mit Kasseler und überregionalen Neonazistrukturen finden lassen.
Seit 2010: Freie Kameradschafte N
2011 wurde der spätere Burschenschafter Nils Wilhelm bei der Anreise zu einem klandestinen, nächtlichen Naziaufmarsch in Gießen von der Polizei kontrolliert. Zusammen angereist war er mit Aktivisten vom Freien Widerstand Kassel. Nils Wilhelm ist außerdem auf dem internen Verteiler der NPD-Stiftung „Bildungswerk für Heimat und nationale Identität“ zu finden. Neonazi David Rose Neonaziaufmärsche, wie die Solidaritätsdemonstration für die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck 2018 in Bielefeld. Er ist somit ein Beispiel für einenNeonaziaktivisten, der in der Germania seine politische Heimat fand und den Entstehungsprozess der AfD begleitete.
Im Juli 2021 das zentrale „Stiftungsfest“ der Burschenschaft in Kassel
Darunter aus dem Dreiländereck der niedersächsische NPD Landesvorsitzende und NPD Stadtrat Michael Hahn Hahn ist auf vielen bundesweiten Burschenschaftsveranstaltungen anwesend. Zusammen mit dem Germania Mitglied Michael Jan Riepe Hahn zudem auf Leipzig „Pro Patria “ 2020 einem internen ritualisierten Fechten. Der Neonazi ist Alter Herr der als NPD-Kaderschmiede bekannten Burschenschaft Dresdensia Rugia Gießen sowie der Neonaziburschenschaft Rheinfranken Marburg und hat enge Kontakte in das Netzwerk des Neonazi-Kaders Thorsten Heise, auch in die militante Kameradschaft Northeim und deren zugehörige Arische Bruderschaft. Durch die räumliche Nähe zur Germania Kassel ist seine Anwesenheit nicht überraschend.
us dem Heise-Netzwerk im Eichsfeld ist der Alte Herr der Germania Kassel und NPD-Aktivist Boris Maier, wohnhaft bei Heiligenstadt. Das Germania- und NPD-Mitglied arbeitet als Maurermeister ließ sich 2009 zur Wahl Neonazipartei aufstellen
Weiter anwesend war der Aktivist der Identitären Bewegung und Landesvorstand deösterreichischen R, Marvin Sander. Die Jugendorganisation der FPÖ versammelt rechte Aktivisten in ganz Österreich, Marvin Sander selbst ist Aktiver der Burschenschaft Gothia Salzburg. Er stammt aus und hat offensichtlich politische Kontakte in das völkische Burschenschaftsspektrum. Er war Teil der Anreise von rechten Aktivisten aus Marburg.
Auf dem Stiftungsfest anwesend war auch Er wurde neben seinem Engagement für die Identitäre Bewegung und Junge Alternative 2020 auf dem Campus in Merchandise des NS-Rappers „Makss Damage“ oder dem Neonazi-MMA Event „Kampf der Nibelungen“ gesehen. Als Teilnehmer an dem Großaufmarsch der Naziszene in Dresden 2011, mehreren Terminen von KAGIDA 2015 oder dem Aufmarsch der Identitären Bewegung in Berlin 2018 kann er getrost als Neonazi-Aktivist bezeichnet werden. Er verfügt ebenfalls wie andere Burschenschafter über Kontakte zum mittlerweile inaktiven sogenannten Freien Widerstand Kassel. 2018 wurde ihm nach Bekanntwerden seiner neonazistischen Umtriebe zur Schadensbegrenzung sein Amt in der hessischen Jungen Alternative gekündigt, trotz aller inhaltlicher Überschneidungen.
Trotz der klaren völkischen Haltung und Verschränkung mit der restlichen Neonaziszene ist eine Annäherung an den rechten Flügel der AfD erkennba sich mit dem allgemeinen Kurs der „Deutschen Burschenschaft“, die den Flügel der AfD personell und strukturell am Leben e.
4. Person der Burschenschaft Germania
Folgend einige Mitglieder der Burschenschaft vorgestellt. Wir halten die Mitgliedschaft in Burschenschaft für ein ausreichenden Beweis für eine völkisch neonazistische Gesinnung. Durch das Lebensbundprinzip ist auch eine langjährige Inaktivität kein Anzeichen für eine ideologische Lösung von der Neonaziburschenschaft und in diesem Milieu selten. Die Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Jan Albrecht
Der 1995 geborene Jan „Lothar“ Albrecht ist Mitglied der Burschenschaft Germania Kassel. Der 26-jährige hatte im Sommersemester 2021 das Amt des Sprechers der Burschenschaft inne und ist auch sonst ein zentraler Akteur der Burschenschaft. Durch das Amt des Sprechers prägt er die Neonaziburschenschaft maßgeblich mit. Er nahm an den meisten bekannt gewordenen Veranstaltungen teil: so konnte seine Anwesenheit bei der Semesterantrittskneipe, dem Stiftungsfest 2021 sowie den monatlichen Conventen festgestellt werden. Der Trachtenjackenträger aus Melsungen nahm auch 2021 mit weiteren Aktiven aus Kassel am sogenannten Burschentag des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ in Eisenach teil. Gemeinsam mit Thomas Haase war er Delegierter der Germania bei den Verhandlungen der Burschen im Klubhaus Seebach. Jan Albrecht studiert im Fachbereich 05 Lehramt an der Universität Kassel und ist damit, wie sein Bundesbruder Lessing, angehender Pädagoge.
Lukas Kühnl
Der in Melsungen aufgewachsene Burschenschafter Lukas Kühnl ist seit spätestens 2019 Teil der Burschenschaft Germania Kassel. Der 25-jährige nahm ebenfalls an den Conventen, dem Stiftungsfest 2021 und mit den anderen Aktiven am Burschentag 2021 in Eisenach teil. Weiterhin besuchte er mit Thomas Haase die Fechtpartie mit der Neonaziburschenschaft Rheinfranken Marburg im Mai 2021 als Paukant. Er ist folglich ein aktiver Teil der Burschenschaft und pflegt deren Brauchtum. Am Burschentag 2021 des faschistischen Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ in Eisenach trat Kühnl als Teilnehmer des Fackelmarsches für die Germania Kassel auf. Lukas Kühnl studiert aktuell am Fachbereich 07 der Universität Kassel Wirtschaftswissenschaften.
Tristan Lessing
Tristan Lessing, geboren 1992, ist spätestens ab 2016 aktives Mitglied der Neonazi Burschenschaft Germania Kassel. 2018 trat er als ihr Sprecher auf. Als sogenannter Paukant und Ansprechpartner war er 2019 Teil des Fechtbetriebs mit der Burschenschaft Germania Marburg, einer weiteren neonazistisch geprägten Burschenschaft in Hessen. Dies legt auch das Amt des Fechtwarts nahe. Er ist aber nicht erst in der Burschenschaft politisch aktiv geworden, sondern gehört seit fast einem Jahrzehnt zum Personal der Kasseler Nazistrukturen. 2010 fiel er erstmals als Besucher von Rechtsrockkonzerten auf, 2011 lief er auf dem Naziaufmarsch in Dresden mit der Neonazikameradschaft „Freier Widerstand Kassel“ – mit ihm sein Bundesbruder Michael Danzer. 2015 war er Teilnehmer an den KAGIDA Aufmärschen in Kassel, wieder zusammen mit dem ehemaligen Kopf der Kameradschaft, dem Neonazi Mike Sawallich. Er nahm spätestens ab 2017 an Aktionen und Demonstrationen der Identitären Bewegung teil. 2018 war Lessing die ihn aufgrund seiner öffentlich gewordenen Naziaktivitäten allerdings rauswerfen musste. An der Universität trat der Lehramtsstudent 2020 mit Merchandise des „Kampf der Nibelungen“ und des Nazirappers „Makss Damage“ auf. Nach einem Outing an der Universität zu seinem Nachteil konnte er jedoch trotz Diskussion im Fachbereich in seinem Lehramtsstudium am Fachbereich 07 verbleiben. Nach einem Staatsexamen wird der Neonazi Lessing die Möglichkeit haben, als Lehrer arbeiten. In jüngerer Zeit nahm er etwa an der Semesterantrittskneipe 2020 und am Stiftungsfest der Burschenschaft 2021 teil.
Thomas Haase
Thomas Haase, geboren 1997, ist ebenfalls aktives Mitglied der Burschenschaft Germania Kassel. Er tritt dort seit 2018 in Erscheinung. Der Student des Umweltingenieurswesens im Fachbereich 14 an der Universität Kassel nahm an fast allen bekannt gewordenen Veranstaltungen der Burschenschaft teil, zuletzt an den monatlichen Conventen und dem Stiftungsfest 2021. Er prägt viele Social Media Veröffentlichungen mit verfremdeten Fotos von sich. Weiterhin ist er aktiv im Fechtbetrieb der Burschenschaft beteiligt, wo er die Neonaziburschenschaften Rheinfranken und Germania aus Marburg besuchte, bekannt geworden zuletzt im Mai 2021. Im Fechtbetrieb agierte er als sogenannter Paukant und Sekundant. Am Burschentag 2021 des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ in Eisenach trat Thomas Haase gemeinsam mit Jan „Lothar“ Albrecht als Delegierter bei den Tagungen in Seebach auf. Sein Bruder Stefan Haase ist ebenfalls Burschenschafter der Germania Kassel.
Stefan Haase
Stefan Haase, Jahrgang 1995 und älterer Bruder von Thomas Haase, ist seit 2019 als Teil der Burschenschaft Germania Kassel auffällig geworden. Er nahm ebenfalls an wesentlichen Veranstaltungen der Burschenschaft teil. Auch er ist Teilnehmer der Convente, Semestervorträge und des Stiftungsfests 2021. Seine Lebenspartnerin nimmt er ebenfalls auf Veranstaltungen der Burschenschaft mit. Beide erscheinen im leidlich völkischen Look. Am sogenannten Burschentag 2021 des faschistischen Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ in Eisenach trat Stefan Haase als Teil der angereisten Aktiven der Germania Kassel auf. Stefan Haase studiert am Fachbereich 15 Maschinenbau an der Universität Kassel.
Daniel Wohlgemuth
Der 1987 geborene Daniel Wohlgemuth ist nicht als Teil der aktuellen Aktivitas, sondern schon als Teil der Altherrenschaft aktiv. Er ist mit mittlerweile über 10 Jahren organisatorischer Aktivität in der Burschenschaft eines der langjährigsten aktiven Mitglieder. 2012 nahm er bereits als Delegierter der Germania Kassel zusammen mit Andreas Biehl und Michael Danzer an dem Burschentag in Eisenach teil, bevor er 2013 Schriftwart der Burschenschaft wurde. Er prägt aktuell als Vorstand der Hausvereins „Dr.-Engelhard-Heins-Gesellschaft für Studentenwohnheime Kassel-Wolfsanger e.V.“ das burschenschaftliche Leben in Kassel. Seine Aktivenzeit ist noch nicht allzu lange her, 2016 hatte er noch das Amt des Fechtwarts inne, 2017 trat er als Schriftwart auf. Er ist auch weiter auf dem Haus der Germanen anzutreffen, so 2021 beim Stiftungsfest. Über die Burschenschaft hinaus ist Daniel Wohlgemuth Teil der Reservistenkameradschaft Kassel. Der ehemalige Staabsgefreite der Bundeswehr ist 2014 in die Reservistenkameradschaft eingetreten und wirkte an ihren Aktivtitäten mit – wie 2018 beim Volkstrauertag in Kassel. Die rituelle Begehung des Volkstrauertages ist einer der zentralen allährlichen Aktivtäten der Bundeswehrreservisten und Teil des öffentlichen Gedenkens der Stadt Kassel. Dort gedenken Bundeswehrreservisten, unter Beteiligung der AfD und anderer Rechter, den getöteten deutschen Soldaten beider Weltkriege.
Aktuell arbeitet der Vorstand der neonazistisch geprägten Burschenschaft nach seinem Wirtschaftsrechtstudium beim Medizingerätehersteller Dräger.
Christopher Koch
Christopher Koch ist seit Jahren Teil der Neonaziburschenschaft Germania Kassel in relevanten Ämtern. Der Studiendirektor des Eichsfeld Gymnasiums in Duderstadt und stellvertretender parteiloser Ortsbürgermeister für die CDU Fraktion in Tiftlingerode erschien auch im Jahr 2021 zum Stiftungsfest der Germania Kassel – gemeinsam mit dem Eichsfelder NPD-Funktionär und Alten Herren der Germania Boris Maier. Kochs Studienzeit liegt selbst schon länger zurück, eigenen Angaben zur Folge absolvierte er ein Aufbaustudium im Bildungsmanagement von 2012-2016. Koch ist so mittlerweile sogenannter Alter Herr und trat dort im Amt des Vorsitzenden des sogenannten Altherrenvereins (AHV B! Germania Kassel) auf. So gestaltet er seit vielen Jahren aktiv das Leben in der Naziburschenschaft als führendes Mitglied mit und war auch immer wieder auf der Burschenschaft anzutreffen. Er hat augenscheinlich keine Berührungsängste mit NPD-Kadern wie Boris Maier und militanten Neonazis wie Nils Wilhelm. Dass er gleichzeitig stellvertretender Ortsbürgermeister der CDU in der Eichsfelder Lokalpolitik werden konnte, unterstreicht seine gesellschaftliche Einbindung.
Alexander Schäfer
Der 1978 in Northeim geborene Alexander Schäfer hat seine Aktivenzeit ebenfalls schon länger hinter sich, zuletzt fiel er 2015 auf. Der in die Altherrenschaft übergetretene Burschenschafter war von 2011 bis 2018 Vorstand des Hausvereins „Dr.-Engelhard-Heins-Gesellschaft für Studentenwohnheime Kassel-Wolfsanger e.V.“. Jedoch ist sein Engagement in der Burschenschaft nicht alleinstehend – Alexander Schäfer war aktives Mitglied der sogenannten Kameradschaft Northeim um Thorsten Heise. Die Kameradschaft Northeim ist eine der wichtigsten Neonazistrukturen in Westthüringen und wurde von dem Nazikader Heise aufgebaut. Dass Alexander Schäfer ein enges Verhältnis zu Heise pflegte, zeigt auch seine Anwesenheit auf der Hochzeit Heises 1999. Schäfer ist weiter wegen verschiedenen Delikten vor Gericht gewesen, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Verbreitens von Propaganda nationalsozialistischer Organisationen. Die enge Verflechtung der Burschenschaft Germania Kassel und der Neonaziszene zeigt sich hier exemplarisch in der Überschneidung des Hausvereinsvorsitz der Germania mit der Mitgliedschaft in einer militanten Neonaziorganisation. Seine Ehefrau ist eine Verwandte seines Bundesbruders Sascha Bicke.
Michael Jan Riepe
Der 1983 geborene Michael Jan Riepe ist als Neonazi einschlägig vorbestraft: Er betrieb einen Versand für gerichtsfest volksverhetzenden NS-Black Metal names „Supremacy through Intolerance“ Neonazibands wie „Holocaust Storm“, „Aryan Blood“ oder „Gas Chamber Music“ zu vertreiben war für den Burschenschafter ideologisch kein Problem. 2017 wurde der Metalszenegänger jedoch deswegen wegen Volksverhetzung verurteilt, angeklagt in 18 Fällen.
Er pflegte guten Kontakte zum Thüringer NPD-Kader Thorsten Heise, mit dem er telefonische Absprachen über Musikdeals und Indizierung von Nazibands tätigte. Kein Wunder, wurden von Riepes Angebot von 2008 bis 2013 mehrere Acts als jugendgefährdend wegen neonazistischen Inhalten indiziert.
Seit den frühen 2010er Jahren ist der studierte Archäologe in der Germania Kassel, mittlerweile ist er dort als Alter Herr aktiv. Auch bundesweit nimmt er aktuell noch an relevanten Termine in der Couleur der Germania Kassel teil: 2020 erschien er bei einem intern beworbenen Fechtduell mit dem harten Kern der bundesweiten Neonaziburschenschafter in Leipzig. Die sogenannte „Pro Patria Mensur“ am 29.02.2020 fand als Großtreffen in der Leipziger Burschenschaft Arminia statt. Mit Riepe nahm, unter rund 100 anderen Burschenschaftern, der ebenfalls vorgestellte NPD-Funktionär Michael Hahn teil. Riepe reiste als einziges Mitglied der Germania Kassel zusammen im Auto mit Mitgliedern der Rugia Greifswald und Normannia Heidelberg an, ebenfalls als neonazistisch geltende Verbindungen. Der Neonazi Riepe ist somit bestens in die bundesweite rechte Burschenschafterszene sowie in den militanten Neonazismus vernetzt und tritt dabei nach wie vor als Mitglied der Germania Kassel auf.
Nils Wilhelm
Der 32-jährige Burschenschafter Nils Wilhelm wohnt mittlerweile in Edertal, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin. Seine Aktivenzeit fand um das Jahr 2015 herum statt. 2011 wurden der Neonazi und spätere Burschenschafter Nils Wilhelm in der Sammlungsphase eines illegalen nächtlichen Naziaufmarsches in Gießen von der Polizei kontrolliert. Er war zu dem Aufmarsch zusammen mit den Neonazis Mike Sawallich und David Rose, beide Mitglieder des Freien Widerstand Kassel, und mit Aktivisten der Autonomen Nationalisten Frankenberg angereist. Der Aufmarsch fand letztlich nicht statt, da die Polizei die Anreise sprengte – jedoch sollte die Aktion als unangemeldeter Fackelmarsch stattfinden. Nils Wilhelm ist als Empfänger weiterhin auf dem Verteiler der NPD-nahen Stiftung „Bildungswerk für Heimat und nationale Identität“ des Neonazis und Burschenschafters Arne Schimmer zu finden. Gleichzeitig nahm Nils Wilhelm auch mit dem mittlerweile verstorbenen Germanen Michael Danzer an Veranstaltungen der Kasseler AfD teil, wie am 21.08.2013 im Hotel Reiss. 2014 konnte Nils Wilhelm dann als Delegierter der Burschenschaft Germania Kassel in Eisenach angetroffen werden, gemeinsam mit weiteren Aktiven.
Seine Kontakte zum Freien Widerstand Kassel und Neonaziaktivismus haben die Jahre überdauert. Erneut mit David Rose reiste er 2018 zu einem Neonaziaufmarsch in Solidarität mit der Holocaustleugnerin Haverbeck in Bielefeld an. Nils Wilhelm ist somit ein Burschenschafter der, über seine Mitgliedschaft in der Germania hinaus, jahrelang in der Kasseler Neonazi-Szene aktiv war und zugleich Interesse für die lokale AfD und den völkischen Parteiflügel hatte.
Andreas Biehl
Andreas Biehl ist ebenfalls Burschenschafter der Germania Kassel. Der in Kassel ansässige Biehl hat seine Aktivenzeit schon länger hinter sich. 2012 war Biehl Delegierter der Burschenschaft auf dem Burschentag in Eisenach. Zu dieser Zeit war er auch Fechtwart der Burschenschaft. Seine kürzlich dokumentierten Besuche bei der Burschenschaft fanden zum Vortrag des Neonazianwalts Björn Clemens 2018 statt und im Winter 2020 als er sich zur Semesterantrittskneipe einfand. Auch dieses Jahr war Biehl zu Veranstaltungen auf der Burschenschaft anzutreffen – er nimmt folglich auch nach seiner Aktivenzeit weiter am burschenschaftlichen Leben vor Ort teil.
Tobias Schwäbe
Tobias Schwäbe ist spätestens seit 2015 Teil der Kasseler Burschenschaft Germania. 2015 trat er als Schriftwart der Burschenschaft auf, 2016 bekleidete er das Amt des Sprechers der Burschenschaft Germania. Im Januar 2017 nahm Schwäbe noch an einer Fechtpartie mit der Burschenschaft Normannia-Niebelungen aus Bielefeld teil.
Mittlerweile ist der studierte Ingenieur Vater und nicht mehr Teil der Aktivenschaft. Auch bei ihm lässt sich aber nach wie vor eine rege Social-Media Interaktion mit der Burschenschaft und anderen Nazis aus Kassel und Umland feststellen. In seiner Freizeit trägt er Kleidung der Neonazimarke Thor Steinar.
Michael Werl
Der schon obig vorgestellte AfD-Stadtverordnete und JA-Funktionär Michael Werl war nachweislich ebenfalls Mitglied der Neonaziburschenschaft.muss jedoch als Lüge angesehen werden, um seine Stellung in der AfD nicht zu gefährden. Inwiefern er im Jahr 2021 über eine stille Mitgliedschaft hinaus aktiv ist, kann kaum beurteilt werden. Das sogenannte Lebensbundprinzip lässt einen „Austritt“ als unwahrscheinlich erscheinen, inhaltlich ist sein Wirken und sein Weg in die JA konsistent. An bekannt gewordenen Veranstaltungen in der Burschenschaft nahm Werl nicht mehr teil. Neben seiner hauptsächlichen Tätigkeit als Vorsitzender der Jungen Alternative Hessen ist er weiterhin als Langzeitstudent in den Fächern Politikwissenschaften und Geschichte im Fachbereich 05 an der Universität Kassel eingeschrieben.
Jörg Fritsche
Jörg Fritsche studierte in Kassel Wirtschaftspädagogik und war währenddessen jahrelang Aktiver der Burschenschaft Germania; 2016 hatte er das Amt des Spreches inne. Die neonazistische Ausrichtung der Burschenschaft passt dabei bestens zu Fritsche. So postete dieser auf seinem Facebook Profil beispielsweise das Tor des Konzentrationslagers Buchenwald mit der Aufschrift „Jedem das Seine“. Der regelrechte Wehrmachtsverehrer sammelte und verkaufte auch deutsche Militaria und Devotionalien aus den beiden Weltkriegen.
Mittlerweile wohnt Fritsche am Dorfrand von Röllingshausen bei Alfeld und ist Lehrer an der BBS Alfeld, wo er Schüler*innen unterrichten darf. An seine neonazistischen Weltanschauung und an seiner Vorliebe für Waffen hat sich allerdings seitdem nichts geändert: Er besitzt einen Waffenschein und geht auch heute noch auf die Suche nach Wehrmachtsutensilien aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch in der Burschenschaft war er im Jahr 2020 weiterhin anzutreffen.
Boris Maier
Ein weiterer Alter Herr der Burschenschaft Germania Kassel ist der 1964 geborene Maurermeister Boris Maier. Der im Eichsfeld beheimatete Neonazi hatte sich 2009 für die Thüringer Landtagswahl als NPD-Kandidat aufstellen lassen, gemeinsam mit dem NPD-Kader Thorsten Heise. Er ist seit 1985 Mitglied der NPD und war Vorsitzender des Kreisverbands Eichsfeld. Er führt einen Maurerbetrieb mit seinem eigenen Namen in Burgwalde, Dorfstraße 40. Maier ist seit langen Jahren unter anderem Mitglied der Burschenschaft Germania Kassel und nahm am Stiftungsfest im Juli 2021 der Burschenschaft teil. Er stellt eine weitere Verbindung der Burschenschaft zum Netzwerk des Nazikaders Thorsten Heise dar.
Dr. Michael Pape
Der Kasseler Psychotherapeut Michael Pape unterhält eine private psychotherapeutische Praxis im Kasseler Vorderen Westen. Der Bundeswehrreservist bekleidet nach eigenen Angaben mehrere öffentliche Ämter. Demnach ist er Schöffe am Kasseler Amts- und Landgericht sowie stellvertretender Leiter des zivilen Verbindungskommandos der Bundeswehr in Kassel. Weiter bietet er ambulante Kinder- und Jugendhilfe an. Problematisch ist dies mit seiner Verknüpfung mit der Kasseler Burschenschaft Germania. Als Alter Herr und Burschenschafter der Neonaziverbindung hat er von 2010 bis 2011 den Hausverein „Dr.-Engelhard-Heins-Gesellschaft für Studentenwohnheime Kassel-Wolfsanger e.V.“ als Vorstand angeführt. Die mindestens passive Mitgliedschaft ist im Lebensbundprinzip naheliegend, ein Austritt wurde nie dokumentiert. Wessen Geistes Kind Michael Pape ist, ist mit einer Mitgliedschaft und Vorstandposition in dem faschistischen Aufbauprojekt Germania Kassel ausreichend belegt.
Harald Lönnecker
Der burschenschaftliche Multiaktivist und Historiker Harald Lönnecker ist ebenfalls Mitglied der Burschenschaft Germania Kassel. Lönnecker übernimmt in der Deutschen Burschenschaft und ihrem Umfeld zentrale Positionen. So ist er etwa Leiter des Archivs und der Bücherei der Deutschen Burschenschaft. Auf dem Burschentag 2021 wurde ihm für sein Engagement dementspreched das Ehrenband der DB verliehen. Auch wenn er selbst nicht mit öffentlichen Äußerungen auffällt, beweist spätestens seine gelebte Mitgliedschaft in der neonazistische geprägten Germania Kassel, dass er keine Probleme mit den menschenverachtenden Äußerungen seiner Bundesbrüder hat. So war er über die Jahre hinweg immer wieder in Kassel anwesend – egal ob dort gerade ein militanter Neonazi Hausvorstand war oder die Aktivenschaft sich aus Holocaustleugnern zusammensetzte. Harald Lönnecker ist aktuell Privatdozent am Institut für europäische Geschichte der Technischen Universität Chemnitz und kann dort auch über seine Lieblingsthemen unterrichten. 2021 nahm der Universitätsdozent, wie die Neonazis der NPD, Michael Hahn und Boris Maier, wieder am Stiftungsfest der Kasseler Germania teil.
Sascha Bicke
Der 2009 aktive Burschenschafter und Alte Herr der Germania Kassel Sascha Bicke kondolierte 2009 öffentlich als Sprecher der Aktivenschaft zum Tod von Engelhard Heins, dem Gründer der Germania. Bis 2020 arbeitete der studierte Holzbiologe an der Universität Göttingen in einem Dissertationsprojekt. Er besitzt eine Pferde-Ranch und ist mittlerweile als Hufschmied im niedersächsischen Bad Sachsa in der Mackenroder Straße 15 tätig.