Gedenkt Paula Lohagen!

Die Befreiung von Ausschwitz liegt 77 Jahre zurück. Wir erinnern an die Widerstandskämpferin und Kommunistin Paula Lohagen, die diesen 27. Januar 1945 nicht mehr miterleben konnte. Ihre Spur verliert sich mit der millionen Anderer in der Hölle von Ausschwitz nach Jahren des Widerstands, der Verfolgung und Internierung. Wir erinnern an sie als Antifaschist*innen Kassels und aus der Verantwortung, dass Auschwitz nie wieder geschehe.

Quelle: pressestelle

 

Paula Lohagen und ihr Mann Ernst Lohagen lebten seit 1926 in der Kasseler Gartenstraße. Beide sind überzeugte Sozialist*innen und führende Mitglieder des örtlichen KPD Verbandes Kassel-Waldeck. Ernst und Paula arbeiten beide in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung. Paula ist maßgeblich am Aufbau der regionalen Jugendverbände der KPD in Kassel-Waldeck beteiligt.

Bereits in den 1920er Jahren der Weimarer Republik sitzt die Antifaschistin mehrere Monate im Knast. Kommunist*innen gehören ab 1933 zu den Ersten gegen die sich die staatliche Terrormaschinerie richtet, bis sie schließlich in der systematischen Vernichtung von Jüd*innen, Sintize, Romnja und anderen Verfolgten endet. Tausende werden bereits 1933 in Zuchthäuser interniert, gefoltert und ermordet. Legale Politik und Parteizugehörigkeit sind nicht mehr möglich.

Paula Lohagen arbeitet aus dem Untergrund weiter gegen den Faschismus. Als Teil einer antifaschistischen Widerstandsgruppe organisiert sie ab 1933 mit Henschel-Arbeitern Zusammenkünfte und Aktionen in den Rüstungsbetrieben.

Nach 2 Jahren wird sie 1935 von der Gestapo aufgegriffen, nach Ziegenhain und später nach Ravensbrück ins KZ gebracht. Ihre letzte Nachricht erreicht ihre Eltern kurz vor Weihnachten aus Auschwitz, sie schreibt „Macht euch um mich keine Sorgen, es geht mir gut.“

Paula Lohagen war eine Genossin des Wesertors und Kassels. Sie war nicht allein, sondern organisiert, in dem Wissen dass ihr politischer Kampf ein kollektiver ist. Es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass ihre Arbeit für eine bessere Welt nicht umsonst war.

Quelle: pressestelle

Antifaschismus ist heute wie damals so lange notwendig, wie Verfolgung, Vertreibung und Faschisten jeglicher Coleur Menschen daran hindern ein Leben in Würde zu führen. So halten wir die Erinnerung an sie auch wach um uns dagegen zu wehren, dass aus dem Antifaschismus eine inhaltsleere und politisch verdrehte Phrase wird, die die jenigen mit Füßen tritt, die mit ihrem Leben dafür bezahlt haben.

Das was wir von Paula Lohagens Leben wissen, ist zu wenig um ihrem Kampf gegen den Faschismus wirklich gerecht zu werden. Und doch steht sie für die Entschlossenheit und den Widerstand der Antifaschist*innen in Kassel und darüber hinaus, der trotz ihrer Ermordung nicht vernichtet werden kann.

Indem wir an Paula Lohagen erinnern, erinnern wir uns an tausende Ermordete, Gefolterte und Verjagte, wir erinnern an die Straßenmilitanz der Kasseler Antifaschist*innen 1930, an unzählige klandestine Versammlungen in den Betrieben, an Solidarität und Verschwiegenheit in den Gefängnissen und Lagern.

Auf das Auschwitz nie wieder geschehe, sagen wir damals wie heute: Nieder mit dem Faschismus!

Bilderquelle: pressestelle flickr