Im Jahr 2018 gelang es antifaschistischen Recherchestrukturen aufzudecken, dass der (zu der Zeit) in Kaufungen lebende Stanley Röske eine zentrale Rolle in den „Combat 18 Deutschland“ Strukturen innehat. Es könne davon ausgegangen werden, dass eine bereits so lang bestehende Struktur neben der behördlichen Blindheit für neonazistische Strukturen die Grundregeln des konspirativen Handelns in und auswendig kennt, vor allem, weil einzelne Führungspersonen bereits sehr erfahren sind.
Die Enthüllungen durch Exif und das Offenlegen eines Vereinskontos, welches durch Stanley Röske betreut wurde, zeigt jedoch auf, dass dieser das 1×1 der Konspiration nicht beherrscht. Das antifaschistische Rechercheportal Exif geht davon aus, dass „C18“ Deutschland bis in die höchste Ebene mit Spitzeln der Geheimdienste und/oder Polizeibehörde durchsetzt ist. Es werden Spekulationen vernehmbar, dass „C18“ ein durch Geheimdienst und/oder Polizei installiertes Sammelbecken ist, welches die Aufgabe hat, Militante anzulocken, deren internationale Vernetzung auszuspähen und ihre Aktivitäten in gewünschte Bahnen zu lenken.
Exif schreibt dazu: „Das Vorgehen der Behörden zeigt in erschreckender Weise, das diese in den letzten Jahren offensichtlich nichts gelernt haben – nicht aus der Geschichte des Rechtsrock und seiner radikalisierenden Wirkung, nicht aus dem rechtsterroristischen Netzwerk «Nationalsozialistischen Untergrund» (NSU), nicht aus dem V-Leute-Unwesen, das militanten rechten Gruppen in der Vergangenheit oft mehr nutzte als schadete“ (Exif 16. Juli 2018).
Als Gallionsfigur von „C18“ in Deutschland gilt Thorsten Heise aus Fretterode/Thüringen (ebenfalls nicht allzu weit entfernt von Kassel).
Die Regionen Dortmund, Ostholstein, Thüringen und Nordhessen stellen die regionalen Schwerpunkte in Deutschland dar. Insgesamt lässt sich 50 Personen eine Mitgliedschaft in „C18“ nachweisen, jedoch tauchen weitaus mehr Neonazis im Dunstkreis von „C18“ auf und beziehen sich zum Teil auf diese Struktur – diesen konnte allerdings keine Mitgliedschaft nachgewiesen werden.Dank antifaschistischer Recherche konnte ein „C18“ Regelwerk festgestellt werden, in welchem diverse „Bruderpflichten“, monatliche Treffen, die Kleiderordnung und die Beitrittszahlung festgehalten sind. Anhand dieser Vereinssatzung wird deutlich, dass „C18“ eine feste Organisationsstruktur in Deutschland ist.
Combat 18
„Combat 18 Deutschland“ (C18) ist eine Neonaziorganisation, welche sich im Jahr 1992 in England gegründet hat. 2012 erhielt die Division in Deutschland die Autorisierung sich gründen zu dürfen und im internationalen Netzwerk von „C18“ Gruppen mitzuwirken. Die verschiedenen Divisionen in den unterschiedlichen Ländern verstehen sich als Bruderschaften, die sozial, aber auch organisatorisch eng verbunden sind. „C18“ und ihre Mitglieder wurden bereits mehrmals verdächtigt, an Morden von Migrant*innen, People of Color, Walter Lübcke und auch von anderen „C18“ Mitgliedern beteiligt gewesen zu sein. „Combat 18“, der Name drückt es bereits aus, sieht sich in Vorbereitung auf einen Krieg, spezifischer ausgedrückt auf einen bevorstehenden und unausweichlichen „Rassenkrieg“. Dieser würde, ihrer Meinung nach, ganz Europa erfassen und die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen auflösen. Praktisch bedeutet dies, dass sie ihre „Kriegskassen“ füllen, Waffen beschaffen und mit Schießübungen für den Ernstfall trainieren.
Viele der Anhänger*innen von „C18“ (auch in Deutschland) haben in der Vergangenheit schwere Gewalttaten begangen. Doch nicht nur daran misst sich die Gefährlichkeit der Gruppe. „C18“ liefert seit Jahren Konzepte für den bewaffneten Kampf, „C18“ Bands verbreiten über ihre Liedtexte Parolen vom neonazistischen Mord und Totschlag und unterstützen so die weitere Radikalisierung der Szene. Nicht zuletzt sorgen die durch „C18“ Gruppen veranstalteten Konzerte für weitere Vernetzung von Individuen und Netzwerken. Dies ermöglicht deutschen Neonazis, Anschluss an schwer militante Neonazigruppen aus dem Ausland zu finden, von deren KnowHow zu lernen und neue Handlungsimpulse zu bekommen. Dennoch dauerte es in Deutschland bis Januar 2020, dass „C18“ verboten wurde.
Stanley Röske
Stanley Röske wurde 1976 geboren und stammt aus Greifswald. Er fiel 1995 zum ersten Mal auf, als er mit Corynna Görtz (lebte ebenfalls in Kassel, wurde zu dem Mord an Halit Yozgat im NSU Prozess vernommen) und Dirk Winkel gemeinsam ein Neonazitreffen besuchte. Um das Jahr 2000 hatte er in Leipzig mehrere Verfahren wegen Körperverletzung, bei denen er des Öfteren mit Bewährungsstrafen davon kam. Röske gehörte viele Jahre dem Sicherheitsdienst „Frontline Security“ an und war maßgeblich an dem Aufbau der „Oidoxie Streetfighting Crew“ beteiligt. Ab 2002 baute er in Kassel mit Danyel Huth und Michel Friedrich zusammen die Neonazigruppe „Sturm 18 Cassel“ auf. Bernd Tödter stieß ebenfalls dazu. Röske und Friedrich zerstritten sich mit Tödter und verließen daraufhin Sturm 18. Röske baute mit Kameraden aus dem Raum Kassel und dem Raum Leinefelde (Thüringen) die „NordhessenCrew“ der „Oidoxie Streetfighting Crew“ auf.
Röske ist jedoch in den eigenen Reihen mehr gefürchtet als beliebt. Grund dafür ist seine aggressive Verhaltensweise – auch Kameraden gegenüber. Eines von vielen Beispielen: Röskes Freundin störte durch Gespräche während einer Rede bei einer Veranstaltung einen Kameraden. Dieser bat Röskes Freundin leiser zu sein bzw. ruhig zu sein. Röske schlug daraufhin auf diesen ein – so Erzählungen eines anderen anwesenden Kameraden.
Röske arbeitete bis zur Aufdeckung seiner Machenschaften in einer Kantine von VW in Baunatal als stellvertretender Küchenchef. Er lebte sichtbar über seine Verhältnisse und es wurden der Vorwurf laut, dass er Gelder unterschlagen würde. Im Jahr 2015 sammelte seine „C18“ Sektion Geld für einen in Not geratenen Kameraden und seine Familie. Insgesamt kamen 750 Euro zusammen, jedoch erreichten nur 250 Euro die Familie.
Nachdem Exif über Röske und seine Machenschaften in der militanten Neonaziszene berichtete und Medien auf ihn aufmerksam wurden, trennte sich seine Frau, er musste ausziehen und verlor seinen Job bei VW. Mittlerweile lebt er in Eisenach. Wie es aktuell um die Sektion steht, ist unklar.
Die Sektion um und von Stanley Röske konnte durch Kontoverbindungen aufgedeckt werden, welche dem Rechercheportal Exif für die Jahre 2014 bis 2017 vorliegen. Das Konto, auf dem die Mitgliedsbeiträge eingehen, verwaltet der bis vor kurzem im nordhessischen Kaufungen lebende Stanley Röske. Die Mitglieder der Sektion müssen monatlich 15 Euro einzahlen. Von dem auf dem Konto gesammelten Geld werden Tank und Hotelrechnungen, Sektionsshirts und Kosten für Material gedeckt.
Es wurde bekannt, dass Mitglieder der Sektion mindestens zwei Schießübungen durchführten, eine 2014 in den Niederlanden und 2017 in Tschechien. An den Schießübungen nahmen 15 bis 20 Personen teil. Die Konspiration wurde zumindest bei der Schießübung in den Niederlanden kurzzeitig vergessen, die teilnehmenden Personen trugen ihre „C18“Kleidung. Bei dem Schießtraining im tschechischen Cheb wurde die Sektion am 24. September 2017 von der GSG9 an der Grenze angehalten und das Auto, in dem Röske saß, wurde kontrolliert. Bei ihm und einem weiteren Mitglied, Tobias Voll (ebenfalls Nordhessen/Homberg/Efze), wurden 26 Schuss illegal eingeführte Munition festgestellt. Röske wurde auf Grund dessen im März 2018 vor dem Amtsgericht Hof in Bayern lediglich zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt. Gerade bei Röskes Umfeld und seiner Vorgeschichte bleibt die Frage bestehen, wie es nur bei einer Geldstrafe bleiben konnte. Sein Kamerad Tobias Voll hingegen erhielt eine Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und musste 2.000 Euro als Strafe zahlen.
Der Unterschied der Sektion von Röske im Vergleich zu den anderen bestehenden internationalen „C18“ Sektionen ist, dass diese aus Mitgliedern besteht, die bundesweit verteilt sind.
Mitglieder der „Röske Sektion“
Anna Maria Schenk und Marco Schenk aus Holzwickede, Marco gehört seit mindestens 2001 dem „Oidoxie“ Kreis an.
Philipp Bauch („Kurt“) aus Berga in Ostthüringen, besucht viele Aufmärsche und „Oidoxie“ Konzerte
Keven Langner („Klinke“), lebte lange Zeit in der Region Karlsruhe und organisierte dort rechte Konzerte und Partys. Er trat ebenfalls bei den Landtagswahlen in BadenWürttemberg im März 2016 für die Partei „Die Rechte“ an. Aktuell ist er in Erfurt gemeldet.
Alexander Nusser und Manuel Walser aus NeuUlm (Bayern), gehören dort ebenfalls der Neonaziszene an und sind treue Oidoxie Fans.
Tobias Maul aus Fulda ist wahrscheinlich ebenfalls Mitglied der Sektion. In Dortmund erschien er 2014 mit der Sektion um Röske und begleitete Röske im März 2018 zu seinem Prozess in Hof an der Saale.
Jan Bogdahn aus Schauenburg bei Kassel ist seit 2014 Mitglied. Bei dem von Thorsten Heise organisierten „Eichsfeldtag“ 2017 fiel Bogdahn als Security auf. Mit ihm Malte Ahlbrecht, der bei Heise lebte und als sein Ziehsohn gilt. Laut Exif wird Bogdahn eine sehr aktive Rolle in der Sektion um Röske nachgesagt.
Anja Sager aus Recklinghausen, befindet sich auf dem Familienbild der „Streetfighting Crew“. Ihr Freund ist Markus Wiederstein aus Hof im Westerwald. Dieser gehört ebenfalls der Sektion um Röske an.
Denis Zadow kommt aus Herne, war Sänger der „C18“ Band „Strafmass“. Er gründete mit Marko Gottschalk (Sänger der Band „Oidoxie“) das Bandprojekt „Straftat“. Bis Oktober 2014 überwies er Röske den Mitgliedsbeitrag. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass er nicht nur die Sektion, sondern auch „C18“ verließ.
Ronny Gleim aus Fornsbach (Baden.Württemberg), Sänger der RechtsRock Band „Sturmbrüder“. Er gehörte schon 2009 der „Streetfighting Crew“ an.
Agnes Zadow, ist mittlerweile getrennt von Denis Zadow. Posierte auf Bildern mit der „Oidoxie Streetfighting Crew“ und überwies ebenfalls zuletzt 2014 ihren Mitgliedsbeitrag.
Heiko Zylinski aus Duderstadt, überweist seit 2014 Beiträge für seine Mitgliedschaft an Stanley Röske. Tritt selten öffentlich auf.
Daniel Steinmüller aus Ronneburg bei Gera, präsentiert sehr stolz seine „C18“ Zugehörigkeit.
Mario Köhler aus Küllstedt in Thüringen, fiel 2010 als Angehöriger der „Streetfighting Crew“ auf. Sein Bruder Tobias Köhler ist ebenfalls Mitglied in der Sektion.
Nadine Stegemöller, Geschäftsführerin einer Spedition im nordrheinwestfälischen Kamen. Sie wurde bekannt, da ihre LKWs mit rechten Parolen durchs Land fuhren.
Marcel Wessel aus Bremen, war 2014 auf internen Treffen der Röske Sektion und nahm an dem Aufmarsch am 1. Mai 2014 in Dortmund mit Denis Zadow in einer „C18 Deutschland“ Jacke teil.
Jonas Käufler kommt ursprünglich aus Schwalmstadt in Mittelhessen, lebt nun in Dortmund, liiert mit Nadine Stegemöller. Ihm wird durch Exif ebenfalls eine aktive Rolle in der Sektion nachgesagt.
Maik Burmeister aus Kassel, war 2014 beim Eichsfeldtag und am 1. Mai bei der Demonstration in Dortmund.
Frank Boinus aus Recklinghausen überweist gemeinsam mit seiner PartnerinAndrea Huber seine Mitgliedbeiträge
Jörg Schöneborn aus Bad Berleburg (bei Siegen)
Melanie Koch („Struppi“) aus Dingelstädt bei Leinefelde, ist die Partnerin von Tobias Köhler.
Sebastian Mietze aus Bochum, gehörte bereits ab 2003 der „Streetfighting Crew“ an.
Röske und Stephan Ernst
Röskes Auftreten sorgt seit Jahren für Streit im „C18“-Netzwerk, weswegen einige seiner Sektionsmitglieder seine Sektion verlassen haben und in andere gewechselt sind. Ein Beispiel wäre dafür Alexander Michels aus Malchin. Er zahlte vom Sommer 2016 bis Februar 2017 Mitgliedsbeiträge an Röske, taucht allerdings seit 2017 nur noch mit der nordrheinwestfälischen Sektion auf.
Im März 2019 fand ein Treffen von „C18 Deutschland“ und „Brigade 8“ im sächsischen Mücka statt. Fotos belegen die Teilnahme Stanley Röskes an diesem Treffen. Trotz des Outings und der herben Einschnitte in seinem privaten Leben, bleibt Röske den neonazistischen Strukturen treu. Es gibt Vermutungen, dass bei eben diesem Treffen auch Stephan Ernst anwesend war. Es gibt zwei Gutachten zu einem Bild, auf dem Ernst neben Röske stehen soll. Die Gutachten widersprechen sich, weswegen es erst einmal eine Vermutung bleibt, sofern keine weiteren Beweise vorliegen.
Dass Röske und Ernst sich jedoch seit mehreren Jahren kennen und gemeinsam aktiv waren, ist nicht von der Hand zu weisen. Das beweisen unter anderem die Fotos, welche von der NPD Wahlkampftour in Kassel 2002 auftauchten. Dort waren Stanley Röske und Stephan Ernst beide anwesend. Dies unterstreicht ein weiteres Mal die Militanz und Gefährlichkeit, die von „Combat 18 Deutschland“ und Stanley Röske ausgeht.