Für den kommenden Samstag, den 24. Juli 2021, ist erneut eine bundesweite „Querdenken“-Demonstration in Kassel angekündigt. Auch einige Tage vor der Demo ist es noch schwierig, eine verlässliche Einschätzung über die Mobilisierungskraft der „Querdenker“ zu treffen.
Wahrscheinlich wird sich, wie auch im Vorfeld des 20. März, erst im Laufe dieser Woche zeigen, wie viel Fahrt die Mobilisierung nach Kassel noch aufnehmen kann. Die Demo selbst wird schließlich darüber Auskunft geben, wie groß das Mobilisierungspotential der „Querdenken“-Bewegung in Anbetracht der fortschreitenden Impfkampagne und der Rücknahme von Einschränkungen überhaupt noch ist.
Hardfacts
Die Auftaktkundgebung der „Querdenker“ soll am 24. Juli um 12 Uhr auf dem Vorplatz des Kasseler Hauptbahnhofs beginnen. Die Route ist bisher nicht bekannt.
Organisiert wird das ganze, wie schon zuvor, vom Kasseler „Querdenken“-Ableger, den sog. Freien Bürger Kassel. Wie am 20. März ist die Mobilisierung für die kommende Demo in Kassel eingebettet in eine ganze Reihe von Aufrufen aus aller Welt, überall am 24. Juli auf die Straße zu gehen. Auch wenn im Zuge der letzten „World Wide Demonstration“ am 20.03. in einigen weiteren Ländern ebenfalls Demonstrationen stattfanden, bleibt abzuwarten, ob in den meisten Städten tatsächlich Kundgebungen mit mehr als einer Handvoll Personen
Bisherige Mobilisierung
Wie für das „Querdenken“-Spektrum üblich, läuft ein großer Teil der Mobilisierung sowie die Vermittlung von Fahrgemeinschaften und Übernachtungsmöglichkeiten über den Messengerdienst Telegram. Im Telegram-Kanal für die Demonstration am Samstag befinden sich mittlerweile etwa 7.500 Personen, in der dazugehörigen Chat-Gruppe lesen etwa 1.700 Personen mit (Stand 19. Juli). Allein an der Beteiligung in den Chats zeigt sich schon, dass die anstehende Demonstration wieder größer wirdzumindest größer als die für den 19. Juni angekündigt war und zu der kaum mehr als ein Dutzend Personen kamen. Hinzu kommt, dass wieder, wie auch für den 20. März, Teile der „Querdenken-Prominenz” zur Teilnahme an der Demonstration in Kassel aufrufen. Darunter befinden sich u.a. Anselm Lenz, Eva Rosen, Michael Ballweg, Arne Schmitt, Gordon Pankalla und Ralf Ludwig.
Klientel
Es ist davon auszugehen, dass sich vor allem das „Querdenken“-Spektrum selbst von der Mobilisierung angesprochen fühlt. Neonazis wird der anzunehmende Charakter der Veranstaltung wahrscheinlich wieder nur vereinzelt anziehen. Eine unvollständige Auflistung von Personen aus der Nazi-Szene die an der Demo am 20. März teilgenommen haben, findet ihr hier auf unserem Blog. Es hat sich aber auch gezeigt, dass aus diesem Spektrum heraus ebenfalls mit Angriffen auf Linke zu rechnen ist.
Autokorso am Vorabend
Wie jeden Freitag rufen die Kasseler „Querdenker“ auch für den 23. Juli zu ihrem Autokorso auf. Für gewöhnlich ließen sich dabei in den letzten Wochen zwischen 10 und 20 PKW zählen. Wer schon am Freitagabend in der Stadt ist, soll am Autokorso teilnehmen, um sich dort mit anderen „Querdenkern“ zu vernetzen und letzte Informationen zur Demo zu erhalten. Spätestens am Freitagabend also wird es einen weiteren Indikator dafür geben, wie viele „Querdenker“ uns am Samstag erwarten. Der Autokorso soll, wie immer, um 18 Uhr am Parkplatz zwischen den Messehallen und der Buga beginnen.
Polizei
Die letzten beiden Einsatzkonzepte der Polizei basierten offenbar auf einer absoluten Fehleinschätzung der Lage: Nachdem zunächst am 20. März der unerwartet hohen Anzahl der „Querdenker“ die tadt überlassen wurde, schickte die Einsatzleitung am 19. Juni mehr als 3000 Beamte, einen Helikopter, mehrere Wasserwerfer und eine Pferdestaffel gegen letztlich ca. 15 trommelnde Esoteriker und zwei verirrte Live-Streamer ins Feld. Der politische Wille, dass sich die Szenen vom 20. März nicht wiederholen, ist deutlich. Auch für den kommenden muss also mit massiver Polizeipräsenz gerechnet werden.